Digitales Orchesterlabor

Music for Aliens

Das erfolgreiche Digital-Projekt des Nikolaisaals stellt sich vor:

Es ist ein Moment, der die Welt für immer verändern wird: Extraterrestrische Intelligenz hat der Menschheit eine Nachricht geschickt! Experten gehen davon aus, dass es sich bei den empfangenen Daten um einen akustisch zu dechiffrierenden Code handelt, ähnlich einer musikalischen Partitur. Potsdamer Schulklassen haben sich daran gemacht, die musikalischen Botschaften zu entschlüsseln und in Kompositionsworkshops eigene Partituren zu schreiben. Musiker*innen der Brandenburger Symphoniker haben sie dabei unterstützt. Doch werden sie Antworten aus dem All erhalten? Ist Kommunikation mit außerirdischem Leben überhaupt möglich? Und welche Rolle spielt dabei Künstliche Intelligenz?

Komposition: Hauke Berheide
KI – Architektur und -Engeneering: Felipe Sanchez Luna, Kling Klang Klong

Brandenburger Symphoniker
Leitung: Vitali Aleksenook
Moderation: Boussa Thiam

Konzeption: Michael Dühn
Projektleitung: Auli Eberle

Gefördert aus Mitteln des Programms zur Förderung des Digitalen Wandels von Kultureinrichtungen im Land Brandenburg (DIWA) des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg

Luna-Simulator

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Um den Luna-Simulator korrekt verwenden zu können, öffnen Sie bitte die Seite auf einem Computer.

In einer Zeit, die von digitalen Medien und dem Fortschritt der KI geprägt ist, greift der Nikolaisaal das Thema auf und bringt es unter dem Titel „Music for Aliens“ in einer Workshopreihe an Potsdamer Schulen. Teilnehmende Schulklassen wurden im Mai 2023 an zwei Workshoptagen in den Schulen von einem ganzen Workshopteam besucht. Insgesamt waren ca. 160 Kinder und Jugendliche aus sechsten, siebten und einer elften Klasse am Kompositionsprozess beteiligt. Ziel war es, mit Texturen zu improvisieren, die Ohren für Klangqualitäten zu schulen und ein Orchesterstück zu komponieren, welches dann von einem Orchester im großen Saal des Nikolaisaal Potsdam aufgeführt wurde.

In zwei kreativen Workshops à 90 Minuten beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit musikalischen Bausteinen und dem Kompositionsprozess – ohne klassische Notenschrift. Die gemeinsam erarbeiteten Strukturen wurden dann von einer KI fortgeführt und später im Konzert von den Brandenburger Symphonikern gespielt. Der Workshop sollte Einblicke in den Entstehungsprozess von Orchesterstücken bieten; daher wurden die Workshops von Studierenden eines Kompositionsstudiengangs unter der Leitung des Komponisten Hauke Berheide und später auch von Orchestermusikern begleitet:

Die Workshops wurden an zwei Terminen durchgeführt. Der erste Termin war der Entwicklung von Melodien gewidmet. Gestartet wurde er mit der ganzen Klasse. Nach einem kurzen Kennenlernen sollten die Teilnehmenden überlegen, was sie möglichen Außerirdischen von unserem Leben auf der Erde mitteilen wollen. Im Brainstorming wurden die unterschiedlichsten Ideen formuliert: Von der Beschreibung unserer Atmosphäre in chemischen Bestandteilen, über mögliche Landepunkte für ein Raumschiff in Potsdam bis hin zu unserem menschlichen Alltag, der Schule, den Freunden, unserem Aussehen und was allem zu unserem Leben gehört.

Zu diesem Workshop wurden Hauke Berheide und die Studierenden von Musikern der Brandenburger Symphoniker in die Schulen begleitet. Daher teilte sich die Klasse in kleinere Gruppen, mit je ein bis zwei Musikern und mindestens einem Studierenden auf. Mit den Musikern wurden Tonleitern und Tonhöhen entdeckt, ihre Wirkung reflektiert und Melodien zu einzelnen Themen gezeichnet.  Im Mittelpunkt stand dabei der Alltag der Kinder: was sie sehen, hören und fühlen und die anschließende Übersetzung in die Musik. Der Workshop war geprägt von intensiver kreativer Auseinandersetzung mit den genauen Vorstellungen jedes einzelnen Komponisten in der Klasse sowie musikalischen Assoziationen zu Tönen und entstehenden Melodien. Besonders wahrzunehmen war hier die Begeisterung für die Musiker, ihre Instrumente und ihr Können. Sie zeigten den Kindern musikalische Möglichkeiten auf ihrem Instrument auf - und das alles ohne Notenschrift.

Im zweiten Workshop ging es um die Entwicklung von sogenannten „Klangflächen“ als Basis und Begleitung für die vorher entstandenen Melodien. Auch hier kamen Hauke Berheide und die Studierenden wieder in die Schulen. Der Workshopteil fand mit der ganzen Klasse gemeinsam statt und diente dazu, Klangbausteine für die gesamte Komposition zu kreieren.

Innerhalb der Klassengemeinschaft wurde hier die Botschaft an die Aliens zunächst mit Worten, dann mit Zeichen, Symbolen, Formen und Farben formuliert und schließlich in den Luna-Simulator eingearbeitet. Im Vorhinein wurden hierfür Klangbausteine unterschiedlichen Farben zugeordnet. Grundlage dafür bildeten Aufnahmen kurzer Samples durch die Brandenburger Symphoniker, die im Vorfeld des Projekts im Nikolaisaal bei einer zweistündigen Aufnahmesitzung des ganzen Orchesters entstanden. Der Luna-Simulator ermöglicht damit die mit Samples angelegten Formen und Farben zunächst abzuspielen und dann in freien Formen in allen denkbaren Kombinationen vertikal und horizontal anzuordnen.

Die Klasse erarbeitete mit dem Simulator auf diese Weise eine Art visuelle Klanglandschaft. Unterschiedliche Farben und Formen wurden nach Aussehen und Klangvorstellung auf verschiedenen Ebenen angeordnet und das Ergebnis überprüft. Mehr und mehr entstand das Bild einer Partitur, die man auch klanglich nachvollziehen konnte. Zusammen mit den erarbeiteten Melodien aus dem anderen Workshop entstand pro Klasse eine Komposition für Orchester. 

Bis zum Abschlusskonzert wurden Ideen aus Formen und Farben für die Musiker der Brandenburger Symphoniker und den DirigentenVitali Aleksenookin Notenschrift umgewandelt. Boussa Thiam moderierte das interaktive Abschlusskonzert und lud alle Beteiligten ein, auf der Bühne etwas zu ihren Kompositionsideen und dem Ergebnis zu erzählen. Die Schülerinnen und Schüler erkannten ihre Ideen zu den Kontinenten, den vier Jahreszeiten und der menschlichen Geschichte in ihren Kompositionen wieder. Doch eine genaue Vorstellung, wie die Idee aus dem Klassenzimmer auf die Bühne zum Orchester kommt, hatten nur die wenigsten. Die Überraschung über die Vertonungen fiel nicht gering aus, denn auch die Antworten der „Aliens“, die von der KI produziert wurden, waren vielfältig zu interpretieren.  Neben der Präsentation der Workshops wurden alle Zuschauer kurz Teil des Orchesters durch eine Gruppenimprovisation. Mit verschiedenen Klängen von einfachem Zeitungspapier und durch die Anleitung durch Hauke Berheide entstand ein besonderes Klangerlebnis, welches den Zuschauerraum verband.

Mit Blick in die Zukunft plant der Nikolaisaal Potsdam weitere Kompositionsworkshops anzubieten. Das Workshopkonzept wird in die Programmplanung 2024-25 aufgenommen und soll auf die Gruppe der Auszubildenen in Potsdam ausgerichtet werden. Hier werden mit dem Luna Simulator musikalische Kompositionen ohne musikalische Vorkenntnisse ermöglicht.